Unser Leben wird zunehmend von Ziffernfolgen bestimmt, denn es gibt praktisch keinen Lebensbereich mehr in dem sie nicht auftauchen. Ob im Supermarkt, auf der Bank, bei Versicherungen, sie sind allgegenwärtig. Derzeit sind diese Ziffernfolgen noch als leicht lesbarer Klartext und zusätzlich noch als Strichcode für die EDV-gerechte Verarbeitung auf den Objekten vorhanden. Jedoch sind bereits Techniken im Einsatz, bei denen die einfache Lesbarkeit nicht mehr gegeben ist und die durch ihren enorm erweiterten Dateninhalt anfangen die Privatsphäre zu bedrohen, so daß dem Datenschutz eine erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden muß.[1]
Dabei handelt es sich um zweidimensionale, aufgedruckte Schwarz-Weiß Muster. Auch hier können auf kleinerem Raum mehr Daten untergebracht werden, als mit Strichcodes und/oder einer Ziffernfolge. Außerdem kann bis zu 25% des Musters unlesbar sein, ohne daß ein Datenverlust auftritt. Die Deutsche Post testet dieses Verfahren bereits mit einigen Kunden in Form der elektronischen Briefmarke (Stampit).
Kleine Mikrochips die am oder im Objekt angebracht werden und deren Daten berührungslos ausgelesen werden können. Hier können dann wesentlich mehr Informationen untergebracht werden, als man auf eine Umverpackung drucken könnte.
So praktisch der zukünftige weite Gebrauch von Transpondern an der Kasse und beim Diebstahlschutz auch sein mag, besitzen sie sowohl durch die permanente Markierung als auch durch das berührungslose Auslesen der Daten (d.h. auch unbemerkt und ungewollt) ein enormes Mißbrauchspotential. Was bei Haustieren und Vieh noch als akzeptabel erscheint, funktioniert nachweislich auch beim Menschen. Auch bleibt es außerordentlich fraglich, ob in einer freiheitlichen Gesellschaft jedwedes Gut (bspw. Akten, Bücher, Kleidung, Geldscheine etc.) oder gar Personen und ihr Weg wirklich zu jederzeit nachvollziehbar sein müssen. Wenn solche Systeme ersteinmal auf breiter Basis eingeführt sind, werden die gespeicherten Daten auch mißbraucht werden. Diesbezüglich ist weder die Privatwirtschaft noch der Staat (schon gar nicht der Deutsche) vertrauenswürdig. Verbindliche Verpflichtungen beim Einsatz dieser Technologie sind daher unabdingbar.[2]
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Auf Grund ihrer Verbreitung und ihrer Wichtigkeit kommt, unabhängig von der verwendeten Technik, der korrekten Kenntnis und Übermittlung dieser Ziffernfolgen eine entscheidende Bedeutung zu. Daher bestehen fast alle Nummerncodes aus mindestens zwei Teilen. Ein Teil der die eigentliche Information (Kundennummer, Artikel etc.) — Basiszahl genannt — enthält und einem zweiten Teil, der Prüfziffer, die sich aus dem ersten Teil errechnet. Die Idee dabei ist, daß der Empfänger nach Empfang der Ziffernfolge durch Neuberechnung der Prüfziffer und Vergleich mit der übermittelten Prüfziffer selbstständig eine Plausibilitätskontrolle durchführen kann. Stimmen beide Werte nicht überein, ist mit Sicherheit ein Übertragungsfehler aufgetreten. Im Gegensatz dazu besteht aber bei Übereinstimmung (d.h. die Zeichenkette ist prüfgerecht) keine absolute Sicherheit auf Fehlerfreiheit. Soll also die Prüfziffer ihrer Aufgabe gerecht werden, muß an den Prüfzifferalgorithmus die Anforderung gestellt werden auf möglichst viele Fehlerquellen verläßlich zu reagieren:
Übrigens ist der Rückschluß von der Prüfziffer auf die Ausgangsziffernfolge oder die angewandte Methode, nicht so ohne weiteres möglich. Hier zeigt sich eine gewisse Verwandschaft der Prüfziffern mit der Kryptografie. Im Prinzip ist auch die bei Bankkarten verwendete Geheimzahl (PIN) nichts weiter als eine Prüfziffer.
Die Verwendung von Prüfziffern ist auch ein Ausdruck weitreichender Standardisierung bedingt durch eine zunehmende Vernetzung von vormals getrennten Vorgängen. Die dadurch steigenden Probleme beim Datenschutz und der Abgrenzung der Privatsphäre wird der Allgemeinheit langsam bewusst [1], aber es gibt noch einen weiteren wenig beachteten Punkt. Man sollte einmal beiläufig darauf achten, wo diese Standards herkommen und wer für sie im Wesentlichen verantwortlich zeichnet. Schnell wird man entdecken, daß praktisch alle wichtigen neuen Standards praktisch nur von Deutschland übernommen wurden, nicht aber angestossen, entwickelt oder gar gesetzt wurden. Im Klartext bedeutet dieses Armutszeugnis für die Industrienation Deutschland, daß sie aus dem Spiel raus ist. Die technologische Entwicklung findet woanders statt, Deutschland ist nur noch Konsument nicht mehr Produzent. Genau dieses Problem kennt man aus den Dirtte Welt Ländern, nur eben in extrem verschärfter Form.
DieserProzess vollzieht sich seit Jahren schleichend, aber derzeit werden die Folgen massiv spürbar und sie werden sich weiter verschärfen. Preiswerte Arbeitskräfte für die Produktion gibt es östlich von Deutschland genug und die technologische Entwicklung ist bereits abgewandert. Jeder der sich auf Reisen begibt und sich dort mit Leuten unterhält möge sie mal fragen, was ihnen zu Deutschland einfällt. Die Antworten werden sehr unterschiedlich sein, aber es wird aller Wahrscheinlichkeit nach niemals eine Technologie genannt werden, die für unsere heutige Zeit bestimmend ist. Selbst bei Techniken die in Deutschland erfunden bzw. entwickelt wurden (bspw. Fax, mp3) profitiert Deutschland nicht, da entsprechende Geräte im Ausland produziert werden. Der Philosoph Vittorio Hösle [3] geht selbst soweit, daß er im Nationalsozialismus nach einer vorangegagenen Hochzeit den Endpunkt der Entwicklung der deutschen Kultur sieht und deshalb nach eigener Aussage die Konsequenzen gezogen hat und in ein angelsächsisches Land gegangen ist, da von Deutschland aus keine Anstöße mehr kommen werden.
Unabhängig davon, ob man dem so ohne Weiteres zustimmen will, welche Zukunftsperspektiven sind von einem Land zu erwarten, in dem jede Form von Eigeninitative bestraft und behördlich gemaßregelt wird? Wo Anwälte mit Abmahnungen mehr Geld verdienen als mit Patentanmeldungen? Wo von Architektur bis zu Wissenschaft Phantasielosigkeit und Gleichmacherei belohnt werden und alles Abweichende im Keim erstickt wird? Die Grundlage von Fortschritt - im Sinne von Weiterentwicklung - ist aber gerade die Normverletzung, die Freiheit der Gedanken und des Experimentierens. Aber selbst diese Freiheiten werden weiter eingeschränkt, wie sonst lassen sich die Gesetzesinitiativen zum Urheberrechtsschutz, von Softwarepatenten und digitalen Rechtemanagement usw. erklären. Auch die zunehmende Überwachung durch präventive Kriminalisierung des Bürgers trägt mit Sicherheit nicht zu einem guten Klima bei. [4, 5, Identifikationsmerkmal] Das wird sich vermutlich auch solange nicht ändern, wie die Mehrzahl der Volksvertreter aus Berufsgruppen stammt deren Hauptaufgabe die Reglementierung des Lebens anderer ist und für die sich Kreativität nur auf die Buchhaltung beschränkt.
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